In meine Analyse zahlreicher Online-Communities konnten acht zentrale Merkmale identifiziert werden, die eine virtuelle Gemeinschaft definieren und für den Fortbestand und die Weiterentwicklung elementare Bedeutung haben. Die grafische Abbildung setzt die Komponenten in Beziehung.
- Mitglieder
Als Zusammenschluss von Individuen bilden Mitglieder eine Interessensgemeinschaft und bestimmen die Inhalte, die Ausrichtung und im Wesentlichen die Weiterentwicklung der Community. Als Betreiber kommen die Mitglieder selber oder eine Organisation in Frage. Mitglieder stellen allerdings keine homogene Gruppe dar, sondern vereinen unterschiedlichste Typen von Mitgliedern.
- Virtueller Treffpunkt im Internet
Der Standort der Community ist virtuell. Die Treffen finden vorrangig im Internet statt, was aber reale Treffen nicht generell ausschließt.
- Gemeinsame Ziele und/oder Interessen
Die Mitglieder verfolgen gemeinsame Ziele und/oder haben gemeinsame Interessen. Es existieren daneben auch individuelle Bedürfnisse, die sich in soziale, psychologische und inhaltliche Bedürfnisse aufteilen lassen und die bei jedem Community Mitglied anders gewichtet sein können. Betreiber können gemeinsame Ziele mit den anderen Mitgliedern, aber auch abweichende Ziele verfolgen.
- Inhalte
Inhalte sind das zentrale Element einer Online-Community und stehen in Beziehung zum gemeinsamen Interesse der Mitglieder. Sie werden in Form von Informationen, Wissen und Medien von Mitgliedern innerhalb der Online-Community oftmals selbst generiert, regelmäßig ausgetauscht und bestimmen die thematische Ausrichtung. Dabei verfügt jedes Mitglied sowohl über individuelle Bedürfnisse als auch über individuelle Informationen, Wissen, Fähigkeiten und Meinungen. Durch einen kontinuierlichen Austauschprozess bilden alle Mitglieder, die sich beteiligen, gemeinsam einen Pool an Erfahrungen, Informationen und Wissen, der ständig wächst und von jedem einzelnen Mitglied genutzt werden kann.
- Kommunikation über technische Plattform im Internet
Die Kommunikation erfolgt auf elektronischem Weg über das Internet. Die Mitglieder benötigen dafür ein internetfähiges Zugangsgerät und eine Internetverbindung, mit der sie die Domain der Webseite erreichen können. Durch spezielle Software, die auf einem Server installiert ist, wird die Kommunikation und der Austausch von Inhalten ermöglicht. Beispiele für solche „soziale Software“ sind Instant Messaging, E-Mail, VoIP, Chat (Kommunikation) sowie Blogs, Foren und Bulletin Boards (Austausch). Welche Inhalte kommuniziert werden können, ist dabei stark von den vorhandenen Interaktionskanälen abhängig. Die Kanäle bestimmen gleichzeitig Intensität, Geschwindigkeit und Viralität der Verbreitung.
Für die Verbreitung und ungehinderte Kommunikation wird dabei zunehmend wichtiger, dass der Zugriff für mobile Geräte angepasst bzw. optimiert ist. Dies kann durch eine spezifische mobile Seite, mobile Apps für mobile Betriebssysteme oder sogenanntes „Responsive Design“ erfolgen.
- Regeln und Community Kultur
Verhaltensregeln, eine lose geschriebene oder ungeschriebene „Netiquette“, die in der Gemeinschaft akzeptiert und weitgehend befolgt werden, stellen die Basis für die Entwicklung einer Community Kultur dar. Dazu gehört das Prinzip der Reziprozität. Bestimmte Regeln und Rechtearchitekturen können auch technisch verankert sein, bspw. in Form von unterschiedlichen Administrationsrechten der Mitglieder.
Auch die Form des Zugangs ist Teil der Community Kultur. Im Web 2.0 haben sich vor allem nicht-geschlossene Online-Communities weit verbreitet, d.h. die Anmeldung ist für jeden über das Internet möglich. Ob die Mitgliedschaft gebührenfrei ist, hängt vom Geschäftsmodell ab.
- Vertrauen der Mitglieder
Vertrauen in die anderen Mitglieder, in die Einhaltung von Regeln und in eine Community Kultur ist die Basis für Austausch, Kommunikation, Kooperation und eine kontinuierliche Teilnahme. Ebenfalls, ist das Vertrauen der Mitglieder in die technische Plattform, vor allem in deren Sicherheit und Stabilität, ein entscheidender Faktor.
Gemeinsame Verhaltensregeln und Community Kultur, sowie eine Vertrauensbasis sind wichtige Grundlagen für eine starke Identifikation der Mitglieder mit der Online-Community.
- Geschäftsmodell
Geschäftsmodelle sind für Online-Community der Pfad zur Rentabilität. Nach Timmers (1998) werden internetbasierte Geschäftsmodelle als Wertschöpfungsarchitekturen für den Produkt-, Service- und Informationsfluss auf Grundlage von Online-Technologien bezeichnet. Es handelt sich um ein „Prozessmodell, das eine Geschäftsstrategie im Internet umsetzt“.
Das Geschäftsmodell in Online-Communities kann auf eine direkte Umsatzgenerierung, z.B. durch Mitgliederbeiträge, Transaktionsgebühren oder Platzierung von Werbung, oder indirekte Umsatzgenerierung, z.B. über thematische Nähe zu Produktshops von Unternehmen, abzielen. Viele privat betriebene, hobbybezogene Online-Communities sind nicht direkt auf ein bestimmtes Erlösmodell ausgerichtet, nutzen aber zur Deckung eines Teils der Betriebskosten einfache Formen der Werbeintegration wie Google AdWords. Hier steht das Hobby und der Spaß im Vordergrund, selbst sich wenn die Online-Community über Einnahmen nicht selbst finanziert.
Allerdings ist im Zuge der technischen Veränderungen im Web 2.0 mittlerweile zahlreiche kostenlose Open-Source Community Software (z.B. Oxwall, www.oxwall.org oder Elgg, www.elg.org) verfügbar und auch Hostingspace stellt keine große finanzielle Herausforderung mehr da. Daneben können außerdem eine Reihe kostenloser Community-Cloudlösungen genutzt werden, um eine eigene Online-Community zu gründen (www.yooco.de, www.mixxt.de, www.mypeopls.de, weitere Infos: www.squidoo.com/create-a-social-networking-site).
Abschließend möchte ich noch eine Definition für Online-Communities auf Basis der genannten zentralen Charakteristiken ableiten:
Eine Online-Community wird als ein Zusammenschluss von Individuen definiert, die ein gemeinsames Interesse und/oder Ziel teilen und sich regelmäßig virtuell mit Hilfe einer technischen Plattform im Internet treffen, um miteinander zu kommunizieren und Informationen auszutauschen.
Vgl. Janzik (2011), Motivanalyse zu Anwenderinnovationen, S.18ff